Tausende Kilometer von zu Hause, mitten in einer polnischen Sporthalle: Auf acht Matten kämpfen junge Menschen aus ganz Europa um Medaillen, Punkte – und das Gefühl, ihre Hochschule würdig zu vertreten. In dieser besonderen Atmosphäre trugen auch zwei Leipziger Sportlöwinnen den Löwen auf der Brust – Maya Zippel und Emilie Schulz standen bei der European Universities Judo Championships 2025 in Warschau auf der Matte.
Qualifiziert durch den deutschen Meistertitel
Die Grundlage für diese Teilnahme wurde bereits im Dezember 2024 gelegt. Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften sicherte sich das Team der Universität Leipzig sensationell den Titel – und damit die Qualifikation für die EUSA. Gemeinsam mit weiteren deutschen Kämpferinnen und Kämpfern wurden zwei Teams gebildet: eines unter dem Namen Universität Leipzig, das andere unter HTWK Leipzig. Ziel war es, mit gebündelter deutscher Stärke international auf sich aufmerksam zu machen – und dieses Ziel wurde mehr als erfüllt.
Kämpferisch stark: Maya Zippel auf internationaler Bühne
Maya Zippel, 21-jährige Studentin der Sportwissenschaften, startete in der Gewichtsklasse bis 70 kg – und traf dort auf ein hochkarätiges Teilnehmerinnenfeld. Ihr Auftaktgegnerin war Mathilda Rittsteiger aus Österreich, eine erfahrene und mehrfach national dekorierte Kämpferin. Nach einem Freilos war Maya im neunten Kampf des Tages an der Reihe – und startete stark: Nach nur 30 Sekunden konnte sie mit einem Abtaucher punkten, brachte ihre Gegnerin zu Boden und verteidigte die knappe Führung anschließend mit großem Kampfgeist über die gesamte Kampfzeit.
Damit stand sie im Viertelfinale, wo sie auf Lotte Schutjes aus den Niederlanden traf. Schutjes ist mehrfache Medaillengewinnerin bei European Cups, stand bei niederländischen Meisterschaften regelmäßig auf dem Podium und nahm zuletzt an den FISU World University Games teil – der Studierenden-WM. Maya kämpfte mutig, setzte eigene Aktionen, doch Schutjes diktierte zunehmend das Geschehen über ihren Griff. Maya hielt lange dagegen, wurde jedoch 30 Sekunden vor Schluss nach einem riskanten Angriff geworfen und im Boden festgehalten.
In der Trostrunde kam es zum Duell mit Sila Korkmaz (Türkei), einer technisch unspektakulären, aber taktisch sehr cleveren Gegnerin. Maya kam gut in den Kampf, hatte Chancen im Boden und griff aktiv an. Doch die Türkin spielte ihre physische Präsenz im Griffkampf konsequent aus. „Ich konnte ihre starken rechten Griffansätze anfangs noch lösen, aber irgendwann war ich chancenlos“, beschreibt Maya. Drei Shidos (Verwarnungen) wegen Passivität und Griffabwehr bedeuteten das vorzeitige Aus. Platz neun – ein Achtungserfolg auf internationalem Niveau.
Für Maya war das Turnier ein ganz besonderer Schritt zurück in den Wettkampfbetrieb:
„Nach meiner Knieverletzung war es der erste internationale Wettkampf seit knapp zwei Jahren. Ich war durch Prüfungen und Reha lange nicht voll im Training – dass ich trotzdem starten durfte und sogar einen Kampf gewinnen konnte, war für mich ein großer persönlicher Erfolg.“
Auch das Turnierumfeld selbst hinterließ bei ihr bleibenden Eindruck:
„Ich fand es toll, viele international erfolgreiche Judoka live kämpfen zu sehen und auch Gespräche mit ihnen zu führen. Das Niveau war hoch, aber es war auch motivierend. Und wir hatten sogar Zeit, Warschaus Altstadt zu erkunden – das war wirklich schön.“

Emilie Schulz sammelt wertvolle internationale Erfahrung
Emilie Schulz, ebenfalls 21 Jahre alt und Lehramtsstudentin für Sport und Englisch, trat in der Klasse bis 78 kg an – und startete ebenfalls stark. Ihre Gegnerin war Ebonnie Bridges aus Großbritannien, spätere Siebtplatzierte im Turnier. Schon beim Wiegen war klar: Ihre Gegnerin war deutlich schwerer und kleiner, was gerade für Emilies bevorzugte Technik – den Hüftwurf – eine Herausforderung darstellte.
Trotzdem konnte Emilie den Griffkampf klar bestimmen, sie setzte ihre Techniken gut an, doch beim entscheidenden Moment wurde sie unglücklich ausgekontert – ein kleiner Moment, der bei diesem Niveau sofort das Aus bedeutet.
„Ich hatte den Griff, ich war in der Technik – aber ich bin in ihre Richtung gelaufen und wurde geworfen. Trotzdem nehme ich viel mit: Ich sehe, dass ich mithalten kann. Jetzt geht es darum, Strategien zu entwickeln, wie ich mit Größen- und Gewichtsnachteilen besser umgehe.“
Teamwettkampf mit emotionalem Höhepunkt
Im Teamwettbewerb traten drei deutsche Mannschaften an: Universität Leipzig, HTWK Leipzig und Köln. Um möglichst vielen Kämpferinnen und Kämpfern aus Leipzig internationale Einsätze zu ermöglichen, wurden die Athlet:innen der Sportstadt bewusst gerecht auf die drei Teams aufgeteilt. So kämpften sowohl Maya Zippel als auch Emilie Schulz für das Team HTWK Leipzig.
Obwohl sich das HTWK-Team in der Vorrunde zwei sehr starken Mannschaften geschlagen geben musste – darunter eine spätere Medaillenmannschaft –, war der Teamtag für beide Leipzigerinnen das emotionale Highlight der Veranstaltung.
„Die Stimmung war unfassbar. Egal, ob man für Uni Leipzig, HTWK oder Köln gekämpft hat – wir haben uns gegenseitig getragen. Es war wie eine große Familie, auch wenn wir uns vorher oft nur flüchtig kannten“, beschreibt Maya das Gemeinschaftsgefühl.
„Ganz Deutschland hat an allen drei Tagen am meisten Stimmung gemacht. Niemand war so laut wie wir – und ich glaube, das hat den entscheidenden Unterschied gemacht.“
Die Goldmedaille im Teamwettbewerb ging schließlich an das Team der Universität Leipzig – ein Erfolg, der nicht nur auf der Matte erkämpft wurde, sondern durch den Zusammenhalt aller drei deutschen Teams mitgetragen wurde.
„Klar, ich wäre gern noch weiter gekommen“, sagt Maya rückblickend, „aber es war trotzdem ein riesiges Erlebnis. Wir als Leipziger sind nochmal enger zusammengewachsen – und ich bin stolz, Teil dieses Teams gewesen zu sein.“
Letztes Update: 1. September 2025